Donnerstag, 25. Juni 2009

Kompensationsgeschäft

Die Kompensation ist ja nicht erst seit der Einführung der gleichnamigen Strümpfe in aller Munde, wobei man natürlich eben diese Strümpfe nicht in den Mund nehmen sollte. Insbesondere nicht die getragenen, da man sich sonst leicht einen Splitter einziehen kann.
Fragen wir mal die Tante Wiki, was dieser Begriff denn eigentlich darstellen soll, so lesen wir:
„v. lat.: compensare für „ausgleichen“, „ersetzen“ ist der Angleich eines Zustandes durch Drittmittel“
Drittmittel kenne ich, aber wahrscheinlich geht es hier nicht um die Einwerbung dergleichen, wo ich ja schon genug mit den Erst- und Zweitmitteln zu tun habe. Wesentlich aussagekräftiger ist da schon die Bibel der deutschen Sprache und Rechtschreibung, womit ich ausdrücklich nicht den Duden meine, sondern das Deutsche Wörterbuch von Herrn Wahrig.
So, wo wahrig grade? Ach so, die Definition:
„Ausgleich, Aufhebung (von Wirkungen); Erstattung, Vergütung, Verrechnung; Ausgleich anatomischer oder funktioneller Störungen eines Organs oder Organteiles durch gesteigerte Tätigkeit eines anderen Organs oder Organteiles“
Aha, da sind wir doch schon ein wenig schlauer und die Drittmittel tauchen hier überhaupt nicht mehr auf.
Diese Kompensation trifft man im täglichen Leben immer wieder und das in den unterschiedlichsten Schattierungen.
Jemand hat auf Arbeit nichts zu sagen, also lässt er zu Hause den großen Macker raushängen und betrachtet schlimmstenfalls die Ehe als schlagende Verbindung. Auch der umgekehrte Fall ist durchaus häufig. Wenn der Mann es sich zu Hause ein wenig wohnlich macht und den Tisch von unten tapeziert, dann kann er Arbeit schon durchaus ein cholerischer Chef sein, um eben das häusliche Machtdefizit so auszugleichen. Da ich weder auf Arbeit noch zu Hause etwas zu sagen habe, muss ich also andere Wege finden (falls etwas zu kompensieren wäre). Dann gibt es wieder Leute, die im zwischengeschlechtlichen Nahkampf ihre Probleme haben und dieses Defizit dann durch Besuche im Zwinger-Club oder Domino-Studio auszugleichen versuchen. Und wenn das Essen tatsächlich der Sex des Alters ist, dann wissen wir jetzt auch, wie das geht. Es geht nicht mehr, also Störung eines Organs. Kompensation bedeutet, dass ein anderes Organ mehr leisten muss, also die Kauleisten und der Verdauungstrakt.
Auch der Sport ist für viele Menschen eine Art Kompensation. Ich beispielsweise brauche einen Ausgleich zur geistigen Tätigkeit und „vergüte“ den angesammelten Frust beim täglichen Kampf mit lebenden Beweisen der PISA-Studie durch die Belohnung eines schönen Laufes. Wenn man nun aber aufgrund einer anatomischen Störung diesen Ausgleich nicht mehr auf die Reihe bekommt, dann muss man die Kompensation durch eine andere Kompensation kompensieren und das ist alles andere als super, also keine Superkompensation.
Und so ist dieser Blogeintrag nur der Versuch, das momentan nur als Spurenelement vorkommende Lauftraining durch Schreibtraining zu kompensieren…..