Freitag, 4. Mai 2012

Höhentraining ohne Training

Manche Sportler bezahlen ein Heidengeld, um ein Höhentrainingslager absolvieren zu können. Ich habe auch einiges investieren müssen, um in die entsprechende Höhe zu kommen, aber mit Training war absolut nichts möglich. Wir unternahmen ein paar Wochen vor dem Leipzig-Marathon eine Rundreise durch Südamerika, wo wir unter anderem auch eine Woche in Höhen von 3400 bis 4300 m zu brachten. Schon allein bei dem Gedanken daran, in dieser wahrhaft dünnen Luft richtig laufen zu müssen, verfiel ich in hektische Schnappatmung, zumal auch absolut keine Höhenanpassung erfolgen konnte. Schon der Aufstieg in die erste Etage des Hotels erwies sich von der Belastung her eher wie der Fockeberglauf, mit durchaus vergleichbaren Pulswerten. Aber, müsste es denn dann nicht so sein, dass Sportler, die sehr häufig in diesen Höhen (Anden, nicht Fockeberg) trainieren können, allen Flachländlern davon spurten? OK, die Äthiopier habe auch ihre Hochebene, aber so hoch ist die doch auch nicht. Geht der Landesrekord der Peruaner mit einer 2:11 durchaus noch als tolle Leistung, kann man das vom bolivianischen Rekord mit 2:17 eigentlich nicht behaupten. Woran also liegt dieses Dilemma? Ich habe da so lange drüber nachgedacht, bis ich wieder auf Meereshöhe und damit der Höheneffekt hinüber war. Naja, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das gilt im Übrigen auch für den Leipzig-Halbmarathon, wo ich mir so viel Zeit gelassen habe, dass anschließend die Schlangen vor dem Bierstand so lang waren, dass ich es dann doch bei Apfelschorle belassen habe.

Montag, 26. September 2011

Berlin zum Träumen

Berlin-Marathon - einfach nur ein Traum
Ich begebe mich gezielt an diesem frühen Sonntag-Morgen an den Start, mit mir tummeln sich noch Zehntausende andere Läufer und alle sind sie kribbelig. Ich versuche, mich kurz einzulaufen und dehne anschließend meine Muskeln und Sehnen. Der Zeiger der Uhr scheint sich heute extrem langsam zu bewegen, aber endlich ist es soweit, der Lauf wird gestartet. Schön ruhig und gleichmäßig laufen, ja nicht zu schnell angehen..
Und da geschieht es, ich werde derb von hinten gerempelt und knalle auf den Asphalt. Da ich jedoch sturzerprobt bin, gelingt es mir, mich einigermaßen sauber abzurollen und ich bleibe wohl von Verletzungen verschont. So im Aufrappeln erhasche ich noch einen Blick auf einen Läufer, der sich hämisch grinsend nach mir umdreht und dann im Gewühl verschwindet. Ok, eine Rempelei kann bei den Massen schon mal passieren, aber dann entschuldigt man sich ja wohl wenigstens, oder. Gerade kann ich noch seine Startnummer erkennen, es ist die 13. Na Klasse, bloß gut, dass ich nicht abergläubisch bin. Und wieso ist dieser Kerl eigentlich hier hinten, mit der Startnummer muss es doch ein Spitzenläufer sein?? Wahrscheinlich hat der verpennt und versucht nun, nach vorn aufzuschließen.
Ist mir aber offen gesagt völlig egal, was er ist, mit mir nicht, mein Herr. In mir kocht die Wut und ich nehme extrem angefressen die Verfolgung auf. Natürlich kann ich mit dem nicht mithalten, also muss ich ihn möglichst früh stellen und ähnlich wie früher bei den Trickfilmen mit Hase und Wolf denke ich so bei mir: Nu Sajetz, nu pagadi!!!!
Mein Glück und sein Pech ist, dass er ziemlich groß ist und pechschwarze Haare hat, so kann ich ihn ziemlich gut ausmachen und hetzte immer Slalom laufend hinter ihm her. Vorbei an der Goldelse geht die Hatz, durchs Brandenburger Tor auf den Pariser Platz, ich habe ihn immer fest im Visier, der muss sich bei mir entschuldigen, dieser Schnösel. Jetzt bloß nicht nachdenken, ich bin viel zu schnell angegangen, ich laufe weit über meine Verhältnisse, das wird sich noch rächen, aber das ist mir völlig egal, ich will diesen Knallkopp zur Rede stellen, falls ich noch ein Wort rausbekomme.
Wieso sind meine Leute eigentlich nicht an der Strecke, schon der dritte Kontrollpunkt, an dem keiner steht? Ach ja, ich liege ja weit vor der Zeit, die ausgemacht war. Wenn das so weiter geht, dann werden sie mich wohl bald mit Blaulicht zum Ziel fahren oder schlimmstenfalls in der schwarzen Taxe, lange halte ich das Tempo nicht mehr durch. Nein, es hat keinen Zweck mehr, das war eben der Halbmarathon und ich bin so schnell, dass ich noch nicht mal die Zeit erkenne, die Beine wollen einfach nicht mehr, es ist aus. Da dreht sich dieser Mensch doch noch einmal nach mir um, wieder dieses fiese Grinsen auf der Fisage, aber wohl auch ein wenig Angst. Und dieses Grinsen wirkt auf mich wie eine Injektion mit Dopingmitteln, ich fühle mich wie kurz nach dem Zähneputzen, ich bekomme die zweite Luft und jage weiter hinter diesem Rempler her.
Es sind immer weniger Läufer, die ich vor mir habe. Ich muss nicht mehr so viel ausweichen und komme jetzt viel besser voran. Eins muss der Neid meinem Freund ja lassen, laufen kann der. Neben mir fährt plötzlich jemand auf dem Fahrrad und ich bekomme endlich mal was zu trinken, bisher sind mir diese Plastebecher immer gleich runtergefallen. Das Wetter meint es gut mit mir, der Himmel bewölkt sich zusehends und es beginnt ein leichter Nieselregen, das ist mein Wetter.
Wie jetzt, war das eben die Marke mit 35 Kilometern? Und wo zum Kuckuck ist mein Hase, den ich mal eben fix zur Rede stellen wollte, ich sehe ihn nicht mehr, kann das sein, ich bin doch so schnell. Fix am Straßenrand zwei Bananen organisiert und das Tempo ein wenig forciert, eigentlich bin ich ja schon klinisch tot, aber diese Wut wirkt Wunder. Da vorn laufen vier Männer, aber da ist er auch nicht dabei. Mein Gott, jetzt ist es wohl aus, mir wird schwarz vor Augen. Aber nein, es sind vier Schwarz-Afrikaner. Spielerisch schließe ich zu ihnen auf, grüße höflich und frage sie in aller Form, ob sie nicht einen großen, schwarzhaarigen Läufer gesehen hätten. Ich blicke in ungläubige, schmerzverzerrte Gesichter, und bekomme keine ordentliche Antwort. Ich versuche es im lupenreinen Sächsisch, in hochdeutsch, in gestammeltem Englisch, mit russischen Brocken, nischt, die sagen einfach nichts.
Als ich so ein bis zwei Kilometer neben denen her gelaufen bin, wird mir das Ganze zu albern, mein Mann kann nur vor denen sein, also los. Ich verabschiede mich in aller Freundschaft und laufe etwas schneller, meine vier Freunde brechen in hemmungslose Traurigkeit aus, die müssen mich schnell sehr lieb gewonnen haben. Nein, das kann doch wohl nicht sein, dieser Kunde da vorne auf dem Motorrad, mit dieser blöden Fernsehkamera, der nimmt mir absolut jede Sicht. Und wie ich auch laufe, ob links oder rechts, der lässt mich einfach nicht vorbei.
Die Menschen an der Strecke sind einfach unglaublich, die jubeln mir zu wie verrückt, das war in Hamburg bei meinem ersten Marathon noch nicht der Fall. Ich glaube, ich breche gleich zusammen, aber ich laufe so dicht an den Zuschauern lang, dass mir immer wieder einer auf die Schultern haut, und jeder Schlag bringt mich weiter nach vorn.
Komisch, denke ich noch so bei mir, das sieht doch glatt aus, wie der Kurfürstendamm, da müsste doch bald das Ziel sein. Wenn ich mich nicht täusche, könnte doch eine neue Bestzeit bei dieser Rennerei rausspringen, aber was zum Teufel ist das? Links und rechts stehen Zuschauer und in der Mitte ist die Straße gesperrt, was soll ich denn jetzt machen? Ich will stehen bleiben und nach dem Weg fragen, aber die Beine gehorchen einfach nicht mehr, die laufen einfach immer weiter. Und so renne ich halt genau in die Absperrung rein, die glücklicherweise nachgibt und sich sanft um meine Hüften schlingt. Da sehe ich auch eine Uhr, die 2:05 anzeigt, so kann man sich täuschen, also Essig mit Bestzeit. Es ist schon 5 Minuten nach 2, 9.00 Uhr bin ich losgerannt, also habe ich mehr als 5 Stunden gebraucht, die Zeit ist wie im Fluge vergangen, Wahnsinn.
Plötzlich stülpt mir einer ein Netz oder so was über, Mikrophone strecken sich mir entgegen und auf mich wird pausenlos eingeredet. Ich höre nur immer wieder die gleichen Wortfetzen, die wie Streckenrekord oder Weltrekord klingen. Sollte das am Ende die Zeit gewesen sein und nicht die Uhrzeit, völlig unmöglich?? Ich habe mindestens 5 Minuten bis zum Start gebraucht, also wäre ich unter 2 Stunden gerannt????
Und da geschieht es, im Überschwang der Gefühle dreht sich die ganze Welt um mich herum. Wildfremde Menschen nehmen mich auf ihre Schultern und lassen mich immer wieder hoch leben. Mit Mühe kann ich die beiden Bananen im Magen festhalten und werde endlich auf eine Liege gelegt, wo sich sofort 3 liebreizende Damen meiner annehmen. Sie kneten meine müden Knochen herrlich angenehm durch und ich entschlummere ganz sanft.
Plötzlich werde ich an der Schulter gerüttelt. Ist ja schon gut, ich komme ja zur Siegerehrung und Pressekonferenz, muss bloß erst mal die Augen aufbekommen.
Als ich meine Äuglein endlich aufschlage, da steht meine liebe Frau vor mir, rüttelt sanft an meiner Schulter und sagt mir, dass der Marathon in 2 Stunden anfängt und ich jetzt besser aufstehen sollte. Alles nur geträumt, so ein Mist, dabei war doch alles so schön.....
Aber selbst der Traum ist schon 10 Jahre alt...

Montag, 18. Juli 2011

alternative Brustvergrößerung

Ein Trend, der wenn man den Medien (auf sächsisch Mädschn) glaubt schon jahrelang in der Wohlstandsgesellschaft zu verzeichnen ist, ist der zu plastischen Operationen. Viele lassen sich ihre Problemzonen behandeln und merken gar nicht, dass ihre eigentliche Problemzone auf dem Hals und zwischen den Ohren sitzt, oder aber neben ihnen im Bett liegt. Der häufigste Eingriff insbesondere beim starken Geschlecht (also den Frauen) ist nun die Brustvergrößerung.
Durch mein nicht mehr gasnz so intensives Lauftraining habe ich ja freie Ressourcen und so habe ich in Zusammenarbeit mit einer holländischen Firma ein revolutionäres Konzept entwickelt. Es ist eine ganz neue Methode, die eine Brustvergrößerung bei Frauen völlig überflüssig macht, selbstverständlich klappt das nicht bei allen Frauen, aber doch bei einem relativ hohen Prozentsatz.
Diese völlig neue, revolutionäre Methode funktioniert nicht bei Frauen, die:
- eine Brustvergrößerung bzw. –wiederherstellung aus medizinischen Gründen machen lassen,
- den Eingriff machen lassen, um das eigene Selbstbewusstsein zu steigern,
- sich bessere berufliche Chancen von einer größeren Oberweite versprechen.
Frauen, die sich zu einem Eingriff aus den oben genannten Gründen entschließen, bleibt auch weiterhin nur die schon bekannte Methode, sich unters Messer eines erfahrenen plastischen Chirurgen zu legen.
Und ich empfehle diesen Frauen auch ausdrücklich, an dieser Stelle die Lektüre abzubrechen, denn diese Frauen sind wirklich nicht die Zielgruppe, die ich erreichen will.

Es bleibt die immer noch relativ große Gruppe der Frauen übrig, die an sich mit ihrem Busen ganz zufrieden sind, bei denen aber der Partner darauf drängt.
Kurz gesagt sind es also die Frauen, die ihrem Partner ein Geschenk machen wollen oder die aber so lange von dem Mann an ihrer Seite genervt werden, bis sie sich um des lieben Friedens Willen unters Messer legen.
Nun, liebe Frauen, wenn Ihr denn nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen wollt und diese Perlen der Schöpfung nicht einfach davonjagt (was sie zweifellos verdient hätten), dann lassen Euch neueste Forschungsergebnisse aufatmen.
Ihr könnt dem Mann an Eurer Seite, dessen Verstand eher zwischen den Beinen, in den Augen und vor allem in seinen Händen liegen muss, diesen Beweis Euren abgrundtiefen Zuneigung erbringen und müsst Euch doch nicht der Gefahr aussetzen, die nun mal jeglicher chirurgischer Eingriff für Euch mit sich bringt.
Entwickelt wurde diese phantastische, neue Methode zusammen mit der niederländischen Firma bmw, jegliche Ähnlichkeit mit der deutschen Automobilindustrie wurde durch die Kleinschreibung vermieden. Diese Abkürzung steht auch nicht für Bayerische Motorenwerke, sondern schlicht und ergreifend für brainless men & women.
Entsprechend des Firmennamen haben wir uns auf den Standpunkt gestellt, dass erst mal überhaupt nichts feststeht. Nachdem feststand, dass nichts feststand, wurde das Ziel klar und deutlich definiert, das Ziel ist eindeutig die größere Oberweite einer Frau. So weit, so gut.
Nun haben wir uns aber mal von einer ganz anderen, bisher völlig unbeachteten Seite dieser Problematik genähert.
Man kann das Problem sehr deutlich beschreiben durch den alten griechischen Satz oder Ausspruch: Panta rei, was ja bekanntlich heißt, alles fließt. Selbstverständlich ist das in Bezug auf die weibliche Brust nicht wortwörtlich zu nehmen, aber man könnte es auch so auslegen, dass alles relativ ist
Die Frage, ob eine Oberweite als üppig bezeichnet werden kann oder nicht, das liegt doch wohl im Auge des Betrachters.
Und als man diese Sichtweise entwickelt hatte, ging uns sofort ein Licht auf und wir entwarfen ein erstes Modell. Wenn etwas relativ ist, also vom Betrachter abhängig ist, im Auge des Betrachters liegt, dann muss man demzufolge nur selbiges Auge modifizieren.
Das erste Modell war also eine Brille, die über eine besondere Tiefenschärfe verfügte, die weibliche Brust also viel größer erscheinen ließ, als sie wirklich war. Durch einen geschickten Schliff der Brillengläser wurde bei einem Betrachtungsabstand von 0,4534 Meter gewährleistet, dass in der Tat nur die weibliche Brust vergrößert wurde, während der Rest des Körpers in den natürlichen Proportionen erhalten blieb.
Da diese Brille aber sehr unbequem war, wurde sie noch vor dem echten Praxistest durch entsprechend äquivalente Kontaktlinsen ersetzt.
Allerdings bewährte sich dieses System in der Praxis überhaupt nicht, denn sobald sich eine männliche Hand der weiblichen Brust näherte, wurde die Hand dummerweise genauso vergrößert, was den Effekt hatte, dass die schöne große Brust von unsäglichen Pranken einfach überdeckt wurde.
Aber aus Rückschlägen lernt man ja auch immer, wenn man ganz offen dafür ist. Unser Forschungsteam suchte also einen holländischen Coffeeshop auf und inmitten des ganzen dort herrschenden Nebels kam uns doch schließlich die Erleuchtung.
Und wieder gingen wir von der ja schon bestätigten Erfahrung aus, dass alles relativ sei. Bei der Brille wurde die Brust nur optisch vergrößert, es trat also der Pseudoeffekt einer Brustvergrößerung auf. Phantastisch war aber die Tatsache, dass diese Methode keinerlei Nebenwirkungen für die Frau hatte. Und noch viel besser war, dass der Vorgang reversibel war, also nicht von Dauer. Denn was bitte schön würde denn passieren, wenn sich die Frau auf Wunsch des Mannes Ihren Vorbau ausbauen lässt, dieser Schuft sie dann aber trotzdem einfach sitzen lässt und der neue Partner der umgebauten Dame mehr auf die Verlockungen der Ebene steht? Das würde ja bedeuten, erneuter Eingriff, nur diesmal in die andere Richtung. Und das kann ja dann ständig hin und her gehen, das hält doch die stabilste Brust nicht aus.
Aus diesem Gedankenspiel aber wurden Parameter festgelegt, die schließlich zur Lösung dieses gordischen Knotens führten.
Der Frau sollte keinesfalls ein Schaden zugefügt werden, das war oberstes Gebot. Der Vorgang der Vergrößerung sollte, wenn er denn überhaupt durchgeführt würde, auf jeden Fall problemlos umkehrbar sein.
Die Lösung lag so nahe und doch hat es noch ziemlich gedauert. So lange nämlich, bis eines schönen Tages über die Relativitätstheorie von Einstein sinniert wurde.
Wenn denn alles relativ ist und wenn denn der Mann gerne eine größere Brust seiner Lebensabschnittspartnerin hätte, dann solle man doch diesem den aktiven Part übertragen und nicht wie bisher der Frau.
Was liegt also näher, als eine relative Brustvergrößerung durchzuführen? Der Mann sieht zwar relativ gut, aber noch besser fühlt er mit den Händen. Was muss man also tun, um ihm das Gefühl zu geben, eine ziemlich große Brust in den Händen zu halten?
Richtig, man vergrößert nicht die Brust der Frau, sondern nur die Relation, also verkleinert man die Hände des Mannes, so einfach ist das.
Dazu bricht man die einzelnen Fingerknochen und das doppelt, kürzt die entsprechenden Sehnen und Muskeln, schneidet die überflüssige Haut ab und fügt alles entsprechend wieder zusammen.
Dieser Eingriff ist problemlos auszuführen, dabei noch völlig schmerzfrei und ohne jegliches Risiko, für die Frau.
Und endlich können die Männer ihren Wunsch nach einer größeren Oberweite ihrer Frauen quasi selbst in die Hand nehmen, was kann es schöneres geben.
Aus mir völlig unverständlichen Gründen ist diese Operation zumindest momentan in Deutschland verboten, selbst in Holland praktizieren nur ganz wenige Ärztinnen diese revolutionäre Methode. Und selbst in China, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, kämpfen wir noch immer um die entsprechenden Genehmigungen, ich verstehe die Welt nicht....

Dienstag, 7. Juni 2011

Heiweh to häll

Obwohl ich es eigentlich nicht mag, wenn unsere schöne, deutsche Muttersprache immer weniger benutzt wird, bleibe ich doch mal mit dem Blogtitel in der Tradition des letzten, der auch schon einen Musiktitel als Vorbild hatte. Zum einen dürfte diesen Titel jeder kennen (von den ganz jungen mal abgesehen) und zum anderen beschreibt er perfekt das sonntägliche Erlebnis.
Aber immer schön eines after dem anderen. Im letzten Urlaub lernten wir eine alleinstehende Dame aus Potsdam kennen, die seit dem Reiseende immer mal wieder drängelt, wir mögen uns doch mal bei ihr sehen lassen. Und da ich ja sehr gern das Angenehme mit dem Nützlichen verbinde, genügte ein kurzer Blick in den Laufkalender, um alle Klarheiten zu beseitigen. Am ersten Juni-Sonntag sollte der Schlösser-Marathon stattfinden und da dieser Lauf landschaftlich sehr reizvoll sein sollte, wurde dort kurzentschlossen die Teilnahme gebucht. Es sollte dieses Jahr die 8. Auflage dieser Veranstaltung geben und da die Zahl der Marathon-Läufer auf gleichbleibend niedrigem Niveau geblieben war, wurde der Marathon kurzerhand gestrichen und neben dem Halbmarathon noch ein 10 km-Lauf integriert. Soweit, so schlecht, aber da ich momentan ohnehin von der Trainingsdecke her den Halben überstehen kann, kam mir das ganz entgegen. Die Anmeldung über davengo klappte reibungslos, allerdings blieb bis zum Schluss die endgültige Bestätigungsmail aus. Aber da ich in der Starterliste auftauchte, bin ich doch relativ entspannt gewesen.
Überhaupt nicht zur Entspannung trug allerdings das Wetter bei. Hatten wir am Mittwoch noch leichten Regen bei Temperaturen um die 15°, so explodierte dieser Temperaturwert am Lauf-Tag auf das Doppelte. Der Samstag vor dem Lauf war an Unproffessionalität nicht zu überbieten und das kam so. Die Anreise nach Potsdam barg keinerlei Probleme, Hotel schnell gefunden und von dort gleich erst mal zur Startnummern-Ausgabe gelaufen (knappe 2 km). Eine Mini-Laufmesse musste natürlich komplett durchlaufen werden, wie das halt immer so ist, die Ausgabe der „Startunterlagen“ erfolgte sehr zügig. Die Qualität selbiger allerdings ist grenzwertig. Ein labberiges Baumwoll-Shirt und die Nummer nebst Wegwerf-Zeitmesschip waren alles, was zu bekommen war. OK, der Preis ist mit 25 Euro natürlich auch sehr human. Zurück zum Hotel gelaufen und anschließend mit der Bekannten 3 (in Worten drei) Stunden bei brütender Hitze durch den Schlosspark getigert, da hatte ich schon gar keine Lust mehr, am nächsten Tag dort lang zu rennen.
Am Tag des Rennens ganz gemütlich vom Hotel zum Start geschlendert, dort im Stadion eine Runde eingelaufen und schon war ich total durchgeschwitzt, der Planet knallte unbarmherzig. Zum Start ging es sehr eng zu, denn laut Veranstalter waren es über 3000 Meldungen und die Straße war ziemlich schmal. Der Beginn war ganz ordentlich, das Feld sortierte sich aber nie richtig ein, es war ständig ein Überholen und überholt werden. Wegen der Temperaturen beschloss ich spontan, ohne Zeitkontrolle und nur nach Gefühl zu laufen. Bereits nach 3 km mussten die Ersten gehen und ab Kilometer 5 hatten die Sanitäter immer mal wieder Kundschaft. Landschaftlich reizvoll ist die Strecke zweifellos, aber damit ist der Reiz schon beinahe erschöpft. Das Streckenprofil ist ziemlich anspruchsvoll, immer mal wieder gab es gefühlt steile Anstiege und auch der Streckenbelag war nicht so toll, denn es gab Kopfsteinpflaster und vor allem unebene, furchtbar staubige Parkwege. Der Schatten hielt sich sehr in Grenzen, so dass der Lauf doch schon ziemlich heftig war, das Heftigste natürlich waren die Temperaturen. Das Einzige, was man neben den vielen Sehenswürdigkeiten noch als reizvoll bezeichnen konnte, das waren die Streckenposten, fast ausschließlich junge und überwiegend nicht unattraktive Postinnen. Ich weiß, wer das noch wahr nimmt, der hat Reserven, aber dazu stehe ich auch. Die Versorgung unterwegs war im Großen und Ganzen ok, auch wenn an den letzten Getränkestationen kaum noch Becher zur Verfügung waren, und dabei war ich gerade mal so im Mittelfeld. Auch das Befüllen der Becher (wie meist die ungeliebten Plastik-Becher) war sehr eigenartig anzusehen. Denn als es an einem einzigen Verpflegungspunkt Cola gab, wurde selbige aus den Flaschen in einen Bottich gegossen und von dort direkt mit den Bechern geschöpft, ohne Handschuhe, versteht sich. Die Begeisterung an der Strecke hielt sich extrem in Grenzen und wurde im Wesentlichen durch Leute gestellt, die Beziehungen zu einem oder mehreren Läufern hatten. Kurz vor dem Einlauf ins Stadion begegnete ich noch einem Vereinsmitglied (stemi), er hatte die Sprintstrecke absolviert und nach 2:06 lief ich einigermaßen entspannt durchs Ziel. Die Nachzielverpflegung war nicht erwähnenswert, Duschen und Startbeutelausgabe (die Startbeutel waren im Übrigen profane Plastetüten) kann ich nicht beurteilen, da ich im Hotel geduscht und mich auch dort umgezogen habe.
Fazit: Potsdam ist eine Reise wert und den Schlösserlauf sollte man, wenn überhaupt, nur als Stadtbesichtigung betreiben, auch wenn es nicht ganz so warm ist.

Dienstag, 19. April 2011

on the road again

Nach einem komplett wettkampffreiem Jahr 2010 und langsamem Aufbau von etwas, was im entferntesten an „Form“ erinnert, sollte nun am Sonntag eine Art Comeback erfolgen. Zunächst überwog die Freude, dass ich wieder längere Strecken laufen kann und mir somit die halbwegs geglückte Teilnahme an einem Halbmarathon bevorstand. Aber als ich dann die Startnummer abholte und erst recht am Sonntag selbst kam große Wehmut auf, denn ich wollte auf der eigentlich falschen Strecke starten. Nach 25 Marathons und einem Supermarathon sollte es nun erstmalig die „Kurzstrecke“ sein, irgendwie schon ein ganz komisches Gefühl.
Ich war mir schon ziemlich sicher, die Strecke zu überleben und da der Mensch ja Ziele braucht, fixierte ich für mich auch gleich mal drei.
1. Ankommen, wobei von vornherein klar war: Aufgeben ist keine Option
2. Möglichst unter 2 h bleiben, schon weit anspruchsvoller für mich
3. Vor Fischer-Art bleiben
Dem Leistungsgedanken völlig konträr stand die Form meiner Anreise, ich kam mit dem Fahrrad. Auch ansonsten gab es schon im Vorfeld genügend Argumente, die ich beim Scheitern meiner Mission anführen könnte. Meine Arbeitsstätte hatte eine Einladung zum Spendenlauf erhalten und da die Führung meines Hauses das nicht leisten konnte, erklärte ich mich spontan zur Teilnahme bereit. Für jeden „Prominenten“, und als solcher galt ich an dem Tag, spendierten die Stadtwerke als Hauptsponsor 50 Euro für das Myelin-Projekt. Wenn also der Strom wieder teurer wird, da bin ich auch dran Schuld, weil sie wegen mir halt solche Ausgaben hatten. Also stand ich schon 11:00 Uhr zum ersten Mal am Start und ging mit den anderen Promis und vielen „Normalen“ auf die mörderische 4 km Strecke. Und da versuchte ich schon einmal, ein wenig in Tritt zu kommen. Anschließend wurde im VIP-Bereich ein wenig entspannt. Sehr interessant waren die Reaktionen der Zuschauer. Durch ein gestiftetes T-Shirt war ich zweifelsfrei als Prominenter gekennzeichnet und wenn die Groupies einen da entdeckten, sah man quasi das Gehirn hart arbeiten: „Ein Prominenter, aber wer zum Teufel ist das denn?“
Dann wurden noch die Marathonis bei Abschluss der ersten Runde bejubelt, der Zieleinlauf der ersten drei verfolgt und dann sollte es auch für die Halben auf die Reise gehen. Meinen mitlaufenden Schwager traf ich zwar eine halbe Stunde vor dem Lauf, am Start dann aber leider nicht mehr. Auch meine Laufpartnerin kam nicht zum Treffpunkt und so stellte ich mich schon auf einen einsamen Lauf ein. Ich war dann hocherfreut, dass eben jene Dame noch kurz vor dem Start an meiner Seite auftauchte. Am Anfang war es ein ganz eigenartiger Lauf, denn mein Laufgefühl war völlig daneben.
Vom Gefühl her waren wir auf der Marschroute sub 2 zu schnell, die km-Zeiten sagten aber etwas ganz anderes aus. Das machte allerdings noch nicht so viel aus, denn als einigermaßen erfahrener Läufer wusste ich genau: Am Ende kackt die Ente. Es ist auch immer wieder erstaunlich, wie bergig doch Leipzig ist, denn meist geht es bergauf. In Höhe des Völkerschlachtdenkmals beklagte sich meine Lauffreundin zum ersten Mal, dass ihr kalt wäre und das bei doch ziemlich hohen Außentemperaturen. Meine Versuche, sie von ihrem Zustand abzulenken, schlugen kläglich fehl und so verschlimmerte sich ihr Zustand immer mehr. Auch eine Temporeduzierung brachte nichts und so gab sie mir kurz nach der Zeitmatte den Auftrag, allein zu laufen. Wirklich schweren Herzens stiefelte ich also allein los und setzte unsere Mission als Einzelkämpfer fort. Da wir uns am Start ziemlich weit hinten eingeordnet hatten, waren wir eigentlich permanent am Überholen, das macht schon ein bisschen wie Spaß. An der „Begegnungstrecke“ Lehmann-Straße sah ich meine Partnerin noch einmal, aber leider hatte sich ihr Zustand nicht gebessert.
Nach Überqueren der Lehmann-Straße, da ging es ja erst mal bergab und man konnte es laufen
lassen. Spätestens als dann die 10-er mit auf die Strecke kamen stellte sich doch noch eine Begleitung ein. Ein junger Mann war immer mal leicht vor und dann wieder leicht hinter mir, jedenfalls hatten wir in etwa das gleiche Tempo. Dadurch war auch mein Ehrgeiz geweckt, weil ich den nicht ziehen lassen wollte. 3 km vor dem Ziel schaute ich dann nach langer Zeit wieder einmal auf die Uhr und plötzlich lag das „Traumziel 2 h“ wieder mehr als nur im Bereich des Möglichen, es war schon fast sicher. Zur Sicherheit aber nochmal ziemlich heftig forciert, einen kreuzenden Läufer verflucht und den Rest des Rennens nur noch geflogen. Im Ziel kurz umgedreht und da kam auch schon der junge Mann, der mich freudestrahlend abgeklatscht und sich dann herzlich bei mir bedankt hat. So hatte ich halt doch noch ein gutes Werk vollbracht und selbst mit einer Zeit von 1:56:32 meine Ziele alle erreicht. Es hat großen Spaß gemacht und ich habe wieder Blut geleckt. War allerdings mein Anspruchsdenken schon vor der OP relativ gering, so sind meine Ziele jetzt noch viel bescheidener, der Spaß steht an allererster Stelle. Ach ja, das Ziel 3 hat sich quasi von selbst erledigt, er hat das Ziel nicht erreicht.

Donnerstag, 10. März 2011

mittendrin statt nur dabei

Nein, es geht nicht ums Laufen, sondern um ein noch viel ernsteres Thema. Wenn man Natur- oder andere Katastrophen in den Medien verfolgt, dann berührt einen das irgendwie nur ganz am Rande, weil man keinen Bezug zu den Orten und Ereignissen selbst herstellen kann. Vulkanausbruch auf den Phillipinen? Weit weg und außer in der Eifel gibt es bei uns keine Vulkane. Tsunami in Thailand? Da waren wir noch nicht und Tsunamis kenne ich auch nur (glücklicherweise) vom Hörensagen.
Doch genau dieser Kreis des Nichtkennens und des fehlenden Bezugs wurde vor wenigen Tagen durchbrochen, auch wenn uns das Schicksal noch immer gewogen war. Im Februar waren wir in Neuseeland und wie der eine oder andere vielleicht in den Medien verfolgt hat, gab es dort ein ziemlich heftiges Erdbeben in Christchurch. Auf unserer Rundreise durch dieses wundervolle Land, für mich im Übrigen das Schönste, was ich je gesehen habe, waren wir zweimal in dieser bezaubernden Stadt. Der zweite Besuch der Stadt war genau 3 Tage vor dem Erdbeben und wer die Bilder gesehen hat, der wird sich unter Umständen an den eingestürzten Turm der Kathedrale erinnern, dem unbestrittenen Wahrzeichen der Stadt. In dieser Kathedrale sind viele Menschen verschüttet worden, die genaue Anzahl kann logischerweise keiner kennen. Auch wir waren dort drin, denn es fand gerade eine sehenswerte Blumenausstellung statt, die uns sehr gut gefallen hat und die auch perfekt in dieses Gemäuer gepasst hat. Jetzt ist die Kirche hinüber, man geht von mehr als 200 Toten aus und befürchtet, dass ungefähr ein Drittel der Stadt abgerissen werden muss.
Und plötzlich ist das Empfinden ein ganz anderes, denn der Bezug zur Katastrophe ist da. Wir sind dort durch die Straßen gezogen, wir waren in der Kirche, wir haben Dinge gesehen, die vielleicht für immer zerstört sind. Bei den Bildern von der Katastrophe ist es mir eiskalt den Rücken herunter gelaufen und ich habe eine Betroffenheit gespürt, die noch nie so intensiv war. Auch jetzt, mehrere Wochen nach dem Beben, lassen mich die Bilder noch immer nicht los, so dass ich den Blog dazu „missbrauche“, mir die Sache mal von der Seele zu schreiben.

Donnerstag, 18. November 2010

Der Zahn der Zeit

Der Zahn der Zeit nagt ja an uns allen, an manchen stärker und an manchen weniger, aber genagt wird prinzipiell. Auch bei kleinen und großen Laufveranstaltungen ist das ja immer wieder zu beobachten und quasi mit fast allen Sinnen aufzunehmen. Da duftet es meist in den Umkleidebereichen lecker nach Rheumasalbe und Schlangengift, da sieht man modische Tapes und altmodische Bandagen, da hört man Schreckensnachrichten über Krankheiten und Verletzungen, die nicht nur die Teilnahme an der Laufveranstaltung in Frage stellten, sondern beinahe lebensbedrohlich waren. Komischerweise versetzt der Startschuss diese Todeskandidaten so in einen Adrenalinrausch, dass sich meist kurz nach dem Start die Beschwerden nahezu restlos in die schweißgetränkte Luft auflösen.
Ein besonders anschauliches Bild über den nagenden Zahn der Zeit konnte ich vor einigen Wochen im Urlaub „genießen“. In vollkommener Blauäugigkeit ließen wir uns von Freunden zu einer Donaukreuzfahrt überreden. Eine Kreuzfahrt an sich ist ja etwas sehr schönes, man macht eine Rundreise, ohne ständig das Hotel wechseln zu müssen und die Reiseziele waren auch interessant. Schon bei der Anreise und beim Einschiffen (dieser Begriff gewinnt natürlich auch mit zunehmendem Alter an Bedeutung) deutete sich an, was sich im weiteren Reiseverlauf bestätigte. Trotz meiner Zugehörigkeit zur M50 habe ich den Altersdurchschnitt deutlich versaut und nach unten gedrückt. Die meisten Passagiere waren in einem Alter, welches früher für die FDJ-Kreisleitung (eher Greis-Leitung) geeignet gewesen wäre und auch der heimelige Duft aus dem Startbereich eines Laufes war ab und an zu erschnuppern. Natürlich hätte man, wenn man es denn gewollt hätte, auch Krankengeschichten in ungeahnten Dimensionen hören können und der Anblick der orthopädischen Strümpfe blieb uns nur durch die relativ niedrigen Temperaturen erspart.
Aber wie bei den schon erwähnten Laufveranstaltungen mutierten die Delinquenten plötzlich zu temporären Spitzensportlern und zwar immer dann, wenn es ans Essen ging. Da flogen die Unterarmgehstützen im flotten Stakkato durch die Gegend, dass man sich unvermeidlich an die Begegnung mit Hardcore-NordicWalkern erinnert fühlte. Halsbrecherische Überholmanöver mit getunten und tiefer gelegten Rollatoren waren an der Tagesordnung und man hatte ständig zu tun, nicht unter dieses Rollkommando zu geraten.
Diese sportlichen Höchstleistungen müssen aber so anstrengend gewesen sein, dass dann nur noch Wasser als einziges hochgeistiges Getränk konsumiert werden konnte.
Der Vorteil für mich Nesthäkchen war, wir waren meist die einzigen in der Bar und hatten stets die ungeteilte Aufmerksamkeit des Personals.